Arbeit ist Arbeit und kein Hobby
Aus Fünf mach Vier?
Es gab Zeiten, da stand ein sicherer Arbeitsplatz ganz oben in der Werteskala der Deutschen. Das ist lange her und fast schon ein bisschen „old school“. Ja, irgendwie von gestern. Denn die junge Generation – und es Schorschla spricht dabei ausdrücklich nicht von der „Letzten Generation“ – lebt und denkt ganz anders. Da ist ein Führerschein für viele nur ein Stück Papier, man fährt lieber ÖPNV oder mit der Bahn. Ein Job fürs Leben? Ja, gerne. Aber wichtiger als das liebe, gute Geld ist die Work-Life-Balance. Lieber weniger Wochenstunden und mehr Urlaubstage: Schließlich lebt man ja nur einmal!
Sicherlich hat auch die Corona-Pandemie ihren Beitrag zu solchen Denkmustern geleistet. Man möchte verlorene Lebenszeit aufholen, hat sich ohnehin an neue Tagesabläufe gewöhnt, improvisiert gerne und schätzt es sehr, wenn es nicht zu stressig wird.
In dieser Stimmungslage meldet sich SPD-Chefin Saskia Esken zu Wort und fordert die Einführung der Viertagewoche. Bei vollem Lohnausgleich! Union und FDP sind strikt dagegen. Für den DGB ist sie auch keine „allgemeine Lösung“.
Befürworter dieses Arbeitsmodells verweisen auf Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern, wonach eine Viertagewoche die Arbeitsbelastung senke und die Produktivität erhöhe. Frau Esken könne sich auch gut vorstellen, dass wir mit einer Viertagewoche gute Ergebnisse erzielen würden, erklärte sie jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gerade Eltern bräuchten andere, flexiblere und geringere Arbeitszeiten, um ihre familiären Pflichten und Bedürfnisse besser organisieren zu können.
Yasmin Fahimi, die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sieht dieses Thema etwas reflektierter. Zwar müsse die zunehmende Verdichtung der Arbeitszeit auch mit längeren Erholungsphasen einhergehen, so Fahimi. Allerdings müsse man jede Branche einzeln betrachten, Tarifverträge klären und völlig neue Arbeitsmodelle andenken. „In Zeiten von Fachkräftemangel die Arbeitszeit zu verkürzen und die Arbeit zu verteuern, würde der Wettbewerbsfähigkeit einen Bärendienst erweisen“, schimpft Hermann Gröhe, der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, im „Tagesspiegel“. Und der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober ergänzt: „Die Vermutung, es würde generell bei geltender Viertagewoche produktiver gearbeitet, sei nicht richtig, weil viele Tätigkeiten, gerade im Care-Bereich, Polizei oder der medizinischen Versorgung, eine Präsenz des Arbeitnehmers erforderten“. „Wo eine Viertagewoche doch vereinbart werden kann, können dies Arbeitnehmer und Arbeitgeber selbst miteinander vereinbaren, ohne auf Ratschläge aus der Politik zurückgreifen zu müssen“, so Kober.
Auch unser Bundesarbeitsminister spricht sich gegen eine mögliche staatliche Regelung zur Viertagewoche. Es sei „Aufgabe der Sozialpartner, solche Dinge zu gestalten, nicht des Staates“, meint Hubertus Heil. Über „Flexibilität im Arbeitsleben“ müsse im Erwerbsverlauf gleichwohl geredet werden, so Heil. Es gebe viele junge Menschen, die nach einer Ausbildung erst einmal Vollzeit arbeiten und später mit Familie dann reduzieren wollten. Er finde es in Ordnung, wenn sich Arbeitgeber zu einem Angebot der Viertagewoche entschieden – aber das sei eben „Gegenstand von tarifvertraglichen Gesprächen“.
Es Schorschla beobachtet die Diskussion mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits freut es sich über die Tatsache, dass ein großer Teil unserer Gesellschaft erkannt hat, dass es nicht der „Sinn des Lebens“ sein kann, nach immer mehr Wohlstand und Geld zu streben. Andererseits müssen wir eben auch aufpassen, dass wir nicht zu bequem werden und immer nur den Faktor Spaß in den Vordergrund stellen. Denn Arbeit ist Arbeit und kein Hobby. Das war früher so und wird auch immer so bleiben!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.