Grand Prix Eurovision de la chanson
Germany, three points
Es Schorschla kennt den Eurovision Song Contest, kurz ESC, ja noch aus Zeiten, als dieser unter dem Titel „Grand Prix Eurovision de la chanson“ in den Programmzeitschriften angekündigt wurde. Was damals anders war, fragen sicherlich viele jüngere Leserinnen und Leser an dieser Stelle. Und auch wenn es für sie kaum zu glauben sein dürfte: Es gab in den 60er, 70er und 80er Jahren tatsächlich ESC-Abende, an welchen noch die Musik im Mittelpunkt stand. Große Namen der Schlager- und Unterhaltungsbranche gaben damals in diesem damals schon bunten Rahmen ihr Bestes, neben nationalen Größen wie Conny Froboess aus Deutschland, Anna Vissi aus Griechenland oder Sergey Lazarev aus Russland traten im Laufe der ESC-Geschichte auch viele internationale Stars auf. Nana Mouskouri, Julio Iglesias, Céline Dion und natürlich das schwedische Kult-Quartett Abba.
Der Eurovision Song Contest ist ja der älteste im Fernsehen ausgestrahlte internationale Musikwettbewerb der Welt. Seit 1956 wird er von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ausgerichtet, die in der Europäischen Rundfunkunion (European Broadcasting Union – EBU) zusammengeschlossen sind. Sender aus 56 Ländern sind damit teilnahmeberechtigt, seit 2015 dank einer Ausnahmeregelung sogar Australien. Am Samstag hat es Schorschla rein aus Neugierde mal aufs Erste gezappt. Was es einige Stunden später ehrlich gesagt bereut hat. Denn die musikalische Qualität der einzelnen Beiträge war oftmals im unteren messbaren Bereich angesiedelt, für das teils unterirdische Niveau entschädigten Ambiente, Tanzeinlagen, Bühnenbeleuchtung und Einspielfilmchen. Auch die Punktvergabe wurde modernisiert, nichts mehr von der unvergessenen Desirée-Nosbusch-Moderation im Jahr 1984, als die damals 19-jährige ihre Texte gefühlt simultan in fünf verschiedene Sprachen übersetzte.
Ja, vieles hat sich verändert über die Jahre, zuletzt war die einzige ESC-Konstante die rote Laterne für den deutschen Beitrag. So auch am Samstag. „Lord oft the Lost“ erhielt von den Jurys lediglich drei Punkte, dazu wurden noch 15 Punkte der Anrufer addiert. Insgesamt also 18 Punkte – schlechter war keiner. Passend zum Titel des Songs: „Blood & Glitter“!
Die Siegerin des Eurovision Song Contest ist eine alte Bekannte: Loreen. Sie gewann den ESC zum zweiten Mal, 2012 nahm sie die Trophäe schon einmal in Empfang. Damit wird der ESC im nächsten Jahr in Schweden ausgetragen.
Bei der ARD betreibt man nach dem abermals blamablen Abschneiden Ursachenforschung. „Wir sind mit einem außergewöhnlichen Act gestartet, der überhaupt nicht das Ergebnis erzielt hat, das wir uns gewünscht haben,“ wird Andreas Gerling, Chef des ARD-Teams für den ESC beim NDR, zitiert. „Das ist sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd. Wir hatten im Auswahlverfahren auf die Ausweitung der musikalischen Genres gesetzt.“
Thomas Gottschalk findet da schon deutlichere Worte. „Bei aller Liebe, aber wir werden vom Rest Europas doch inzwischen verarscht, was die Bewertung beim ESC betrifft. Die mögen uns einfach nicht. Den soften Malik haben sie uns genauso weggesägt wie die rockigen Lord of the Lost. Die waren auch viel zu lieb. Wenn schon Heavy Metal, dann muss es auch scheppern. Es bringt auch nix, die Regenbogenfahne zu schwenken, aber die ARD muss nach diesen Pleiten einfach den Geldhahn zudrehen. Ohne Gold kein Glitter!“, so der einstige Kultmoderator auf Insta.
Eine nette Geschichte noch am Rande: Von 1997 bis 2021 gab es beim ESC den „Barbara Dex Award“, der an den oder die Künstler(in) mit dem scheußlichsten Bühnenoutfit verliehen wurde. Der Name bezog sich auf die Sängerin Barbara Dex, die sich 1993 mit einem selbst entworfenen Kostüm sämtliche Chancen auf einen der vorderen Plätze verbaute. 2022 wurde der Award eingestellt. Den Organisatoren war der „Hässlichkeits-Award“ nach eigenen Angaben „zu negativ“. Es Schorschla hat seit Samstag aber eine ganz andere Vermutung: Bei dieser Masse an hässlichen Kostümen kommt die Jury einfach komplett an ihre mentalen Grenzen!