Enorm und nicht enorm fett

Es Schorschla kann nur den Kopf schütteln

Einfach enorm und nicht enorm fett

Da verschlägt’s dem Schorschla die Sprache. Kürzlich schalteten rund 4 Millionen Menschen die „Giovanni Zarrella Show“ ein. So weit, so gut. Geschmacksache. Der 44-jährige Deutsch-Italiener sang gemeinsam mit Roland Kaiser (70) und Popstar Namika (31) ein Medley zu Ehren von Udo Jürgens und dichtete dabei kurzerhand den Kult-Schlager „Aber bitte mit Sahne“ um. Von wegen „Nur ein Mohrenkopf höchstens, denn Ordnung muss sein“. Bei Giovanni Zarrella biss das Seniorinnenquartett Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane politisch korrekt in einen „Schokokuss“ und setzte damit wieder einmal eine Diskussion über die Verhunzung der deutschen Sprache in Gang. Was darf man heute noch sagen oder singen, was lässt die Sprachpolizei noch durchgehen, wo sind die Grenzen? Und überhaupt: Wer bestimmt die Regeln und Grenzen? Es Schorschla könnte bei diesem Thema schier durchdrehen. Eben erst hauchten Beatrice Egli und Florian Silbereisen in der Sendung “Zum allerletzten Mal: Der große Schlagerabschied” den Song „1000 und 1 Nacht“ in ihre Glitzermikros und wurden daraufhin von Songschreiber Diether Dehm verklagt. Nicht weil es zwischen den beiden „Zoom gemacht hat“, sondern wegen der Textzeile: „Erinnerst du dich, wir haben zusammengespielt“. Sie verstehen: Nicht Indianer, wie im Original. Für Dehm ein Unding!

Nicht, dass es jetzt Missverständnisse gibt: Es geht hier nicht um den deutschen Schlager. Auch nicht um die Qualität der Darbietungen. Es geht um eine scheinheilige politische Sprachzensur, die in jüngster Vergangenheit immer groteskere Züge annimmt. Auch bekannte Literatur ist vor einer Verschandelung nicht mehr sicher. Puffin Books, eine Abteilung des zu Bertelsmann gehörenden Verlagskonzerns Penguin Random House, verschandelte jüngst die Werke von Roald Dahl. Vor allem Passagen, die sich auf Gewicht, psychische Gesundheit, Geschlecht und Race bezogen, wurden geändert und „orthographisch reingewaschen“. So ist Augustus Glupsch, Charlies gefräßiger Gegenspieler in „Charlie und die Schokoladenfabrik“, das ursprünglich 1964 veröffentlicht wurde, nicht mehr „enorm fett“, sondern nur noch „enorm“. 

Das Wort „schwarz“ wurde aus der Beschreibung der schrecklichen Traktoren in „Der fantastische Mr. Fox“ aus den Siebzigerjahren entfernt. Die Maschinen sind nun einfach „mörderische, brutal aussehende Ungeheuer“. Offenbar soll die Farbe „schwarz“ nicht mit Bösem assoziiert werden. An anderer Stelle wird eine Figur nicht mehr „weiß im Gesicht“, sondern „recht blass“.

Eine besonders kuriose Änderung betrifft die Beispiele, mit denen sich das hochbegabte Mädchen Matilda im gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1988 mittels der Literatur davonträumt. In der früheren Fassung hieß es: „Sie fuhr mit Joseph Conrad auf Segelschiffen aus alten Zeiten. Sie reiste mit Ernest Hemingway nach Afrika und mit Rudyard Kipling nach Indien.“ Womöglich sollen hier Bezüge zum Kolonialismus vermieden werden. In der Überarbeitung steht laut „Telegraph“ auf jeden Fall: „Sie besuchte Landgüter des 19. Jahrhunderts mit Jane Austen. Sie reiste mit Ernest Hemingway nach Afrika und mit John Steinbeck nach Kalifornien.“

Der mit dem Bookerpreis ausgezeichnete Autor Salman Rushdie reagierte erbost auf die Umschreibung und schimpfte über eine „kriecherische Befindlichkeitspolizei“ und auch PEN America, eine Vereinigung von rund 7500 Schriftstellern, die sich für die Meinungsfreiheit einsetzt, zeigte sich „alarmiert“ über diese Eingriffe in das Werk Dahls. „Wenn wir anfangen, vermeintliche Kränkungen zu korrigieren, anstatt den Lesern zu erlauben, Bücher so zu rezipieren und darauf zu reagieren, wie sie geschrieben wurden, riskieren wir, die Arbeit großer Autoren zu verzerren und die bedeutende Linse, die die Literatur auf die Gesellschaft wirft, zu trüben“, twitterte Suzanne Nossel, Geschäftsführerin von PEN America.

In Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ wurde der „Negerkönig“ längst zum „Südseekönig“ auch in Otfried Preußlers die „Kleine Hexe“ wurden die Verkleidungen der Kinder neutralisiert. Den ganzen Irrsinn der Sprachzensur erleben wir bei der Bezeichnung „Eskimo“. Sprachwissenschaftler hatten herausgefunden, dass dieser Begriff von einem Wort abstammt, der übersetzt so viel wie „Rohfleischesser“ bedeutet. Geht gar nicht in Zeiten, in denen der Genuss rohen Fleisches über gesundheitliche Gründe hinaus als hochbedenklich gilt. Inzwischen ist sich die Wissenschaft weitgehend einig, dass die Sache mit dem Rohfleisch Unsinn ist. Vermutlich leitet sich Eskimo von einem Wort ab, das „Schneeschuhflechter“ bedeutet. Und die kanadische Anthropologin José Mailhot glaubt, dass Eskimo einfach heißt: „Menschen, die eine andere Sprache sprechen.“ Bleibt die Frage: Wer soll mit diesem Irrsinn vor wem geschützt werden? Wessen Gefühle werden in der Praxis verletzt? Wo und wann und warum ist eine „moderne Sprachbereinigung“ unumgänglich?

Es Schorschla kann da nur mit dem Kopf schütteln und stellt sich auf die Seite des Spiegels, der „die vorauseilende Entschuldigungsbereitschaft“ bemängelt und dem politischen Lektorat vorwirft, immer wieder „vom Ernsthaften ins Lächerliche“ abzuschweifen. 

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.

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