Lieber heute als morgen
Wir brauchen die Besten
„Lambrecht will zurücktreten“. Diese Meldung sorgte Ende letzter Woche für ein tiefes Durchschnaufen beim Schorschla. Ja, unsere Bundesverteidigungsministerin hat in ihrer kurzen Amtszeit doch für einige nahezu kabarettistische Einlagen gesorgt. Es begann mit der 5000-Helm-Spende für die Ukraine, ging über Urlaubsflüge mit dem Militärhubschrauber für ihren erwachsenen Sohn und endete in einer unsäglichen privaten Silvestergruß-Botschaft, in der Frau Lambrecht sich freute, im vom Ukraine-Krieg geprägten 2022 so viele nette Menschen kennengelernt zu haben.
Ja, die Dame mit der Urban-Priol-Frisur ließ nur wenige Fettnäpfchen aus und gilt schon länger als DIE Fehlbesetzung im Ampelkabinett. Ihr fehle nicht nur das Verständnis für den Job, heißt es, sondern auch jede Bereitschaft, sich einzuarbeiten“, wird hinter vorgehaltener Hand geschimpft. Der Kanzler habe viel zu lange an ihr festgehalten, kritisieren Insider und hofften auf eine professionelle Nachbesetzung dieses Amtes. Im Gespräch waren vier Namen: Die Wehrbeauftragte Eva Högl, Lambrechts Parlamentarische Staatssekretärin Siemtje Möller, SPD-Chef Lars Klingbeil und Arbeitsminister Hubertus Heil. Letztendlich wurde es der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius. So weit, so gut. Doch genau an diesem Punkt schwoll dem Schorschla noch am Montag der Kamm. Denn es gibt in unserer (Bananen-)Republik eine große Schwierigkeit: Der Kanzler möchte ja das Kabinett paritätisch besetzen, weshalb laut Spiegel-Nachrichten „der Kreis der infrage kommenden Personen eingrenzt sei“. Auf Lambrecht müsste demnach eine Frau folgen. Punkt!
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es Schorschla hätte gar nichts gegen eine weitere Bundesverteidigungsministerin gehabt. Nur sollte diese Dame dann die Bestbesetzung für diesen Posten sein. Besser als der beste männliche Bewerber. Die aktuellen Zeiten sind schwierig, vielleicht so schwierig wie nie zuvor. Da brauchen wir an allen entscheidenden Stellen die besten Personen. Geschlechterübergreifend. Keine Quote, kein Rechenschieber. Einfach Talent, Bildung, Eignung, Fachwissen. Gerne 60% Frauen und nur 40 Prozent Männer. Egal. Aber intelligentes Personal. Der Beruf als Berufung. Und nicht als paritätische Excel-Listen-Aufstellung. Wir dürfen uns nicht in den Abgrund reglementieren. Dafür sollte Frau Lambrecht als Negativ-Beispiel dienen. Und die viel zitierte Zeitenwende von unserem Bundeskanzler endgültig einläuten. Pistorius ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Natürlich wurde die Personalie Lambrecht von der politischen Konkurrenz hämisch kommentiert, aber die Twitter-Botschaft von Florian Hahn, dem verteidigungspolitischen Sprecher der Union, vom Wochenende hätte es Schorschla sofort unterschrieben. „Am Ende waren die Pannen zu viel und die Fähigkeiten von Frau Lambrecht zu wenig. Nun muss zügig eine passende Nachfolge gefunden werden“, schrieb Hahn. Bundeskanzler Olaf Scholz dürfe bei der Neubesetzung „nicht nach SPD-interner Funktionärslogik gehen, sondern ausschließlich nach der Eignung“.
Kurzum: Wer als Verteidigungsminister nach Ramstein fliegen soll, muss wissen, dass er nicht Gast bei einem spektakulären Rockkonzert sein wird. Das ganze Thema „politische Führung“ ist im Grunde zu ernst, um ironische Bemerkungen zu Papier zu bringen.
Sind wir doch froh, dass wir auf politischer Ebene noch einige sehr kompetente, engagierte, hochmotivierte und kreative Damen und Herren haben. Eine große Bitte an Olaf Scholz: Setzen Sie genau diese Personen auf die passenden Posten. Vergessen Sie 50:50-Geschlechter-Quoten. Solche Rechenspielchen können wir uns nicht mehr leisten. Dafür ist die weltpolitische Lage zu ernst und kompliziert. Wir brauchen die Besten. Lieber heute als morgen. In allen Ministerien. Sonst fahren wir unser wunderbares Land paritätisch ausgewogen ganz schnell an die Wand ...
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.