Nicht viel mehr als heiße Luft
So wird das nix, Annalena
Wer rettet jetzt unsere wunderbare Erde? Gut 14 Tage wurde im ägyptischen Ferienort Scharm El-Sheik diskutiert, demonstriert präsentiert und visioniert. Ja, man kann nicht sagen, dass sich bei der 27. Uno-Klimakonferenz, kurz COP27, niemand bemüht hätte, die eine oder andere Lösung für die wohl dringendsten Probleme unseres Planeten zu finden. Doch wenn sich rund 200 Staaten treffen, dann sind die globalen Blickwinkel und nationalen Antriebsfedern so unterschiedlich, dass ein Kompromiss am Ende nur schwer zu finden ist. Auch wenn man die ganze Konferenz einfach mal um 36 Stunden verlängert.
Ein Desaster drohte. Der diplomatische Super-Gau, nämlich keine gemeinsame Abschlusserklärung. Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde noch eine Zusatznacht verhandelt, in der die offiziellen mit einer Mischung aus Übermüdung, Landweile und Heimweh doch noch ein Papierchen unterschrieben. Der Inhalt ist schnell erklärt: Es wurde verhindert, dass die längst erklärte und festgeschriebene 1,5-Grad-Celius-Marke von Glasgow und Paris aufgeweicht wird, und die Staatengemeinschaft werde die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterfahren – wann und in welchem Umfang bleibt ein Geheimnis. Dazu wird ein Fond zum Ausgleich für klimabedingte Schäden eingerichtet, „ein Durchbruch bei der Klimagerechtigkeit“, erklärt unserer Außenminsterin Annalena Beaerbock. Damit schlage die Konferenz „ein neues Kapitel in der Klimapolitik“ auf, es sei verankert worden, „dass die Hilfe sich auf die verwundbarsten Länder konzentriert“. Wer wieviel in diesen Topf einzahlt, soll später geklärt werden. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind. Auf diese Eingrenzung hatte besonders die EU gepocht. Mit gutem Grund. Zunächst hatte sich nämlich China mit einem Vorschlag für einen Geldtopf zur Kompensation von Klimaschäden vorgewagt. Dieser hätte es ermöglicht, dass China selbst zum Nehmerland hätte werden können. „Die EU ist bereit, ein Finanzinstrument nur dann zu akzeptieren, wenn China bereit ist zuzugeben, dass es kein Entwicklungsland mehr ist“, so der Europaabgeordnete Michael Bloss gegenüber dem SPIEGEL.
Der ägyptische COP-Präsident Samih Schukri bezeichnete die zweiwöchigen Verhandlungen als mühsam. „Das war nicht einfach. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet“, so Schukri wörtlich. António Guterres warf der Klimakonferenz vor, zentrale Ziele verfehlt zu haben. „Unser Planet ist in der Notaufnahme“, unterstrich der UNO-Generalsekretär die Dramatik der Lage.
„Enttäuscht“ über die Ergebnisse äußerte sich auch EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. Die Ergebnisse seien „nicht genug für einen Schritt vorwärts“, sagt Timmermans. Viele Parteien seien nicht bereit gewesen, mehr für den Klimawandel zu tun, kritisierte er. „Wir werden nicht aufhören, für mehr zu kämpfen“, stellt Timmermanns klar.
Die nächste UN-Klimakonferenz steht Ende 2023 im Kalender. Dann trifft man sich in Dubai. Ein Wüstenstaat, der für seine heiße Luft bekannt ist. Irgendwie passend, oder?
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.