Nicht ärgern, nur wundern!
Wo ist denn nur die Wunderlampe?
Die Welt können wir leider alle nicht allein retten. Aber ein paar kleine Rädchen, die unser eigenes Leben etwas leichter oder vielleicht auch sinnvoller erscheinen lassen würden, die können wir schon drehen. Es Schorschla ist da mit gutem Beispiel voran gegangen und hat nach zwei frisch gezapften Schlenkerla beschlossen, sich zukünftig einfach nicht mehr zu ärgern. Als höchste Eskalationsstufe gilt seither „wundern“. Und ich sage Ihnen: Es hilft! Die eigenen Nerven werden nachhaltig geschont, der Alltag ist irgendwie entspannter. Lächeln, statt Blutdruckexplosion.
Eines ist natürlich klar: Das Leben bleibt genauso verrückt wie davor, die Zahl der Irren um uns herum bleibt auf dem exakt gleichen Level. Ein kurzer, natürlich völlig unrepräsentativer Erfahrungsbericht: Bereits nach zwei Tagen Selbstversuch hat sich es Schorschla wie der kleine Aladdin gefühlt. Sie wissen schon – der mit der Wunderlampe. Beginnen wir in der großen weiten Welt: Rund um den Globus werden hochmoderne Atomkraftwerke geplant und gebaut. Bei uns diskutiert die politische Führung des Landes zur gleichen Zeit, ob man bestehende Meiler als Notfallreserve einige Monate im Stand-By-Modus laufen lassen sollte. Zwei oder Drei. Bis März oder April 2023? Streitgespräche, die angeblich das Fundament der Ampel erschüttern. „Wundervoll“ ist auch der Vorschlag unseres Kanzlers, die EU zu erweitern. „Eine geeinte Europäische Union aus 27, 30, 36 Staaten mit dann mehr als 500 Millionen freien und gleichberechtigten Bürgerinnen und Bürgern kann ihr Gewicht in dieser Welt noch stärker zur Geltung bringen“, betonte Olaf Scholz vor knapp 300 Delegierten der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE). Ok, da fällt das Lächeln zugegebenermaßen schon schwerer, aber es geht. Auch die beiden jungen Umweltaktivistinnen, die in der National Gallery in London das berühmte „Sonnenblumen“-Gemälde des niederländischen Malers Van Gogh mit Tomatensuppe bespritzen, erzeugten beim Schorschla nur ein müdes Lächeln. Schließlich war das 84-Millionen-Euro-Bild ja mit einer Glasscheibe geschützt. Und auch die Tatsache, dass die Teenager nach ihrem Anschlag ihre Hände mit Sekundenkleber vor dem Bild an die Wand klebten, bringt es Schorschla zum Schmunzeln. Ein bisschen hätte man das Umweltduo dort schon hängen lassen können. Aber das ist ein anderes Thema …
In München heißt die „Kiewstraße“ jetzt „Kyivstraße“, eine bahnbrechende Solidaraktion für die Ukraine. Anwohner betrifft die Umbenennung nicht, weil in der Straße bislang noch niemand wohnt. Insofern entstünden kaum Kosten, erklärt Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Und in Bamberg? Da wird über offene Briefe und versprochene und dann wieder auf Eis gelegte Zuschüsse wild diskutiert. Bei all den Emotionen, Fake-Account-Nachwehen und politisch-gesellschaftlichen Grabenkämpfen vergisst man eines: Die Voraussetzungen zu schaffen, um eine Verquickung von offiziellen Ämtern und Geschäftsführerposten zukünftig zu verhindern. Das Problem an der Wurzel packen, hieß das früher in der analogen Welt. Aber das interessierte scheinbar niemanden. Es geht ums hier und jetzt und um billige Meinungsmache – übrigens in beide Richtungen. Dabei ist es doch nie gut und ehrlich, wenn Menschen indirekt über ihr eigenes Gehalt oder ihre Privilegien abstimmen können. Auch hier lohnt sich ein Blick nach Berlin, wenn unsere Damen und Herren Politiker wieder einmal ihre Diäten erhöhen (müssen). Schließlich wird ja draußen auch alles teurer. Und ein bisschen kalt duschen hat noch niemandem geschadet. Sagt einer, der es wissen muss. Wie gesagt: Nicht ärgern. Nur wundern!