Bayernweiter Vorreiter
Die Glocke läutet, wenn die Sau läuft
Die Kinderschafkopfschule im Sternla ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis für alle – die Großen und die Kleinen!
25 Bamberger Mädels und Jungs zwischen 7 und 13 Jahren haben im Sternla-Braustübla ein für viele undurchschaubares Kartenspiel kennen und lieben gelernt. Dass dies mit nicht zu erwartender Leichtigkeit und großer Freude möglich war, ist der mitreißenden Anleitung ihres Schafkopflehrers Richard Röckelein (Stadtjugendring Bamberg) und einigen bereitwilligen Eltern zu verdanken. Das kostenlose Angebot des Stadtjugendrings und seiner Kooperationspartner Sternla und WOBLA, inklusive Lehrmaterial und „Schäuferla“, begeistert Kinder wie Eltern gleichermaßen. Franz, der das abschließende Schafkopfrennen denkbar knapp vor der begeisterten Romy für sich entschied, erhielt von Maria Burgis (Vorstandsmitglied Stadtjugendring Bamberg) die Siegerurkunde und – wie alle anderen auch – eine kleine Belohnung fürs Mitmachen.
Bayernweit ist der Stadtjugendring mit seiner Kinderschafkopfschule ein Vorreiter für das Erlernen des anspruchsvollen Kartenspiels, das laut den bayerischen Philologen aufgrund seiner vielfältigen Anforderungen in den Lehrplan der bayerischen Schulen aufgenommen werden sollte. Bereits seit 2013 existiert das erfolgreiche Bamberger Projekt und sogar das Bayerische Fernsehen hat schon darüber berichtet.
„Unser Schafkopflehrer Richard Röckelein hat einfach viele kreative Lern- und Mitmach-Ideen und ein Konzept, das einen kinderleichten Zugang zum Traditionsspiel des Schafkopfens eröffnet“, informiert SJR- Vorstandsmitglied Maria Burgis. Anders wäre es ja gar nicht möglich, so vielen Kindern innerhalb von drei kurzen Vormittagen den spannenden Weg zum erfolgreichen Schafkopfrennen zu bereiten. „Er hat ein Händchen dafür, die wachsamen Augen und Ohren der Kinder immer wieder auf die Bedeutung der Karten und das Ziel des Spiels zu richten. „Wir brauchen 61 Punkte, um zu gewinnen!“ ruft Michael seiner Mitspielerin Leni zu. „25 haben wir schon. Die hat uns meine ’Laufende Sau’ eingebracht“, ergänzt Moritz im Stile eines Experten. Immer wieder klingelt die kleine Messingglocke zwischendrin. Die Augen richten sich diesmal auf den jubelnden Julius, dem es erneut gelungen ist, eine „laufende Sau“ durchzubringen. Die süße Belohnung für die außergewöhnliche Aktion erhält er aus der bereitstehenden Süßigkeitendose. Torben, mit zwölf Jahren einer der Älteren, setzt das Spiel mit aufmerksamen Blicken in das eigene Blatt fort. Er spielt Herz aus und erklärt mit Begeisterung: „Herz ist keine Farbe, da müssen alle Trumpf spielen!“ So haben sie es von ihrem Schafkopflehrer und seinen hilfsbereiten Assistenten gelernt. „Wir wählen möglichst einleuchtende Vergleiche oder Sprachbilder, um den Mädchen und Jungen an nur drei Sonntagen beizubringen, wie Schafkopf in den Grundzügen zu spielen und welches Ziel zu erreichen ist. Dass unsere „Herren“ – also Ober und Unter – auf einer Burg wohnen und dort auch das Sagen haben, das haben alle schnell verstanden. Nun bestimmen sie beim Solo, welche Familie besondere Rechte genießt, also Schellen, Eichel, Herz oder Grün.“
Elisabeth und Josefine haben das schnell begriffen und erklären gerne auch mal ihren Mitspielern Richard und Johanna: „Ihr müsst Farbe bekennen, ich habe Grün ausgespielt, also müsst ihr die auch zugeben!“ „Hab ich aber nicht“, entgegnet Johanna und sticht mit einem Unter. Beim kurzen Schafkopf ist das gar nicht selten. Mischen, Abheben, Geben – Ausspielen, Stechen, Zusammenzählen – die Kinder haben die Fachbegriffe längst verinnerlicht. Simon will es mit einem Solo versuchen, bei dem er nur auf sich allein gestellt ist: „Ich spiele ein Eichelsolo!“ Die Schlussfolgerung von Fabian folgt auf dem Fuß: „Dann ist Herz aber kein Trumpf, sondern eine ganz normale Farbe.“ Am Ende zählt Simon zusammen: „Drei Stiche, aber nur 57. Schade, ich habe knapp verloren.“ Zuletzt sind alle 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer strahlende Gewinner dieser nun schon achten Bamberger „Schafkopfschule“, die mit einem spannenden Schafkopfrennen zu Ende geht. Richard Röckelein lobt die stolzen Kinder für ihre tolle Auffassungsgabe und überreicht zusammen mit den Helferinnen Maria und Marianne allen Teilnehmern ein kleines Geschenk. „Es wird natürlich eine Neuauflage geben, aber erst im kommenden Jahr – dann wieder im September.“