Das ging ins Auge
Auch das Feiern will gelernt sein
Das haben wohl nur die wenigsten Sportfans mitbekommen. Rund eineinhalb Monate nach seinem Überraschungssieg beim belgischen Klassiker Gent-Wevelgem gewann der 22-Jährige Biniam Girmay am vergangenen Dienstag die zehnte Etappe des 105. Giro d’Italia – und schrieb damit erneut Radsportgeschichte. Nach 196 Kilometern über welliges Terrain von Pescara nach Jesi setzte sich Girmay im Sprint letztlich souverän gegen den niederländischen Auftaktsieger Mathieu van der Poel durch und triumphierte als erster Eritreer bei einer Grand-Tour-Etappe. Soweit, so erfreulich. Und im Grunde an dieser Stelle nicht weiter bemerkenswert. Aber der Clou kommt noch. Der afrikanische Radsport-Shootingstar musste die Tour am nächsten Morgen abbrechen. Nein, keine klassische Radverletzung. Kein Muskelriss. Keine Schürfwunden. Kein Schwächeanfall. Kein Doping. Girmay hatte sich bei der Siegerehrung auf dem Podium den Korken der Proseccoflasche ins Gesicht geschossen. Anschließend wurde er im Krankenhaus behandelt, kehrte aber noch am Abend ins Mannschaftshotel zurück und stieß mit den Kollegen auf den historischen Erfolg an. Zur folgenden 203 Kilometer langen Flachetappe von Santarcangelo di Romagna nach Reggio Emilia konnte Girmay am Mittwoch wegen eines zugeschwollenen und schmerzenden linken Auges aber nicht mehr antreten.
„Wir haben das Rennen kontrolliert, und ich muss mich bei meiner Mannschaft bedanken. Alle haben einen tollen Job gemacht. Ich bin so glücklich“, hatte der für das belgische Team Intermarché-Wanty-Gobert fahrende Radprofi im Anschluss an seinen zweiten Coup im Radsportjahr 2022 nach der Zieleinfahrt strahlend erklärt. Beim nächsten Triumph sollte er den Schaumwein von einem Teamkollegen öffnen lassen. Denn merke: Auch feiern will gelernt sein!
Ein ganz anderes Problem mit Siegerehrungen hat der russische Turner Iwan Kuljak. Beim Weltcup in Doha provozierte der 20-Jährige mit Kriegssymbolik, trug ein Shirt mit dem ominösen „Z»-Symbol, wofür ihn der Weltverband nun für mindestens ein Jahr sperrt. Kuljak wurde nachträglich disqualifiziert, muss Medaille und Preisgeld zurückgeben sich an den Prozesskosten beteiligen. Gegen das Urteil kann der Russe innerhalb von 21 Tagen Einspruch beim zuständigen Panel der Ethikkommission einlegen.
Im April hat Tiger Woods sein umjubeltes aber erfolgloses Comeback gefeiert. Beim zweiten Major-Turnier des Jahres traut er sich nun den Sieg zu. Von Vorjahressieger Phil Mickelson ist er „enttäuscht“. Und es gibt auch erfreuliches: Golf-Superstar Tiger Woods sieht sich nach seinem schweren Autounfall auf einem guten Weg zurück zu alter Stärke. Der 15-malige Major-Sieger strotzt vor den PGA Championships vor Selbstvertrauen. „Ich habe das Gefühl, dass ich es kann, definitiv“, sagte der 46-Jährige, der 2007 im Southern Hills Country Club den Titel gewann. Sein Körper sei besser als bei seinem letzten Turnier: „Ich muss da nur rausgehen und es tun. Ich muss meine Arbeit machen.“ Es Schorschla ist sich aber in einem Punkt ganz sicher: Der „Tiger“ weiß, wie man einen Champagner auf dem Podium verletzungsfrei öffnet …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.