Bier auf der Brücke
Zwei Seidla vom Mitoraj
Eines müssen wir an dieser Stelle für die kommenden Wochen klären um Missverständnisse und Kritik gleich im Keim zu ersticken: Nachdem die Corona-Pandemie aktuell trotz Rekord-Inzidenzwerten in eine mediale Nebenrolle taucht und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und alle westlichen Werte die Schlagzeilen bestimmt, möchte es Schorschla an dieser Stelle trotzdem ohne schlechtes Gewissen die kleinen Geschichten des Alltags kommentieren. Was nicht heißen soll, dass wir unsere Augen verschließen und diese unfassbare Tragödie ignorieren werden. Ganz im Gegenteil. Aber es Schorschla wird eben auch Alltägliches, Lokales, auch mal Banales und Nebensächliches beleuchten und kommentieren. Was nichts, aber auch gar nichts mit Ignoranz oder falschem Blickwinkel zu tun hat. Aber das Leben hat eben viele verschiedene Facetten. Und wir dürfen bei allem Leid eben auch das Schöne und Positive nicht aus dem Blick verlieren …
… zum Beispiel das Bamberger Bier. Dieses schmeckt doch am besten unter freiem Himmel, frisch vom Fass ausgeschenkt, mit herrlichem Schaum und – als perfekte Krönung des Genusses – mit einem einmaligen Blick auf unser einzigartiges Welterbestädtchen. So wie zum Beispiel auf dem Spezialkeller. Oder wie schon bald auf der Unteren Brücke. Ja. Sie haben richtig gelesen. Neben Bierkellern und Biergärten soll es schon bald eine Bierbrücke geben. An kleinen Holztischchen sollen sich Einheimische und Gäste kulinarisch und getränketechnisch auf der Unteren Brücke verwöhnen lassen.
Die Idee hinter dieser aussichtsreichen Freischankfläche ist eine ganz einfache. Aus Sicht von Polizei, Stadt und Anwohnerschaft soll damit den gerade in Pandemiezeiten stetig zunehmenden Partyproblemen entgegengewirkt werden. Bleiben wir erst einmal bei der Theorie. Die Gastronomie an dem beliebten Treffpunkt mitten in der Bamberger Altstadt ist ein Versuch und auf den Zeitraum vom 15. April bis 15. Oktober 2022 begrenzt. Ausgenommen ist nur die mögliche Sandkerwa, die Bewirtschaftung soll täglich bis 22 Uhr möglich sein, freitags und samstags bis 23 Uhr. Zu den Öffnungszeiten muss ausreichend Personal anwesend sein, das die Tische bedient, ein Selbstbedienungskonzept wurde von der Stadt Bamberg in der Stadtratssitzung abgelehnt.
Aus gut unterrichteten Kreisen hat es Schorschla erfahren, dass es mit Tom Land, den Bambergern bekannt als Veranstalter des Canalissimo-Festes, nur einen Bewerber für dieses Projekt gab. Was womöglich an der zweifellos anspruchsvollen Umsetzung der Vorgaben für diesen „Party-Hotspot“ gelegen haben könnte. Denn der Betreiber wurde vertraglich verpflichtet, ausreichend Sicherheitspersonal zu stellen, das die Fläche auch außerhalb der Öffnungszeiten bewacht und kontrolliert. Vor allem sei die Security dafür verantwortlich, „dass außerhalb der Bewirtschaftungszeiten keine Nutzung des Mobiliars durch Passanten stattfinden kann“, erklärt die Stadt. Die Überquerungsmöglichkeit der Brücke „zumindest für Fußgänger“ müsse zudem immer sichergestellt werden.
Es Schorschla gehört ja zu den Menschen, die neue Projekte erst einmal begrüßen und ihnen eine ehrliche Chance einräumen. Trotz aller Kritik im Internet und den sozialen Medien. Die Junge Initiative Bamberg, bestehend unter anderem aus der Grünen Jugend Bamberg, den Jusos Bamberg-Stadt, der Linksjugend Solid Bamberg sowie der Piratenpartei kritisiert das Bewirtschaftungskonzept und die „Privatisierung“ der Unteren Brücke.
Es ist sicherlich bemerkenswert und diskussionswürdig, wenn man sich über den Alkoholkonsum an diesem traumhaften Plätzchen aufrege und jetzt offiziell eine Schankanlage im Schatten des Mitoraj-Kopfes als Lösung feiert. Aber wie gesagt: Es Schorschla möchte sich erst einmal nicht in die Gesellschaft der Verhinderer und Ideenzerstörer einreihen und ist guter Hoffnung, dass man bei den ersten Schwierigkeiten – die sicherlich sehr schnell auftreten werden – nicht gleich die Zelte und Biertische abbricht und das Konzept praxisorientiert anpasst. Dazu braucht es mehrere Dinge: Respekt voreinander, Fingerspitzengefühl, Diplomatie, gute Ideen, einen großen Willen und Durchhaltevermögen. Ob alle Beteiligten diese Fähigkeiten besitzen wird sich schnell zeigen. Und genau das wird darüber entscheiden, ob ein Land(winkl)-Bier im Herzen der Altstadt auch dauerhaft serviert werden darf.
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.