Verbrechen an der Menschheit
Was für ein Wahnsinn!
Es Schorschla ist traurig. Der Grund scheint klar. In der letzten Kolumne wünschte es sich eine Verlängerung des olympischen Friedens. Und noch bevor die Druckfarbe der WOBLA-Ausgabe richtig getrocknet war, gab der machtversessene russische Präsident Wladimir Putin den Einmarschbefehl in die Ukraine. Ein gemein-gefährlicher Angriff auf die vermeintliche „Schwesternation“, eine Kriegserklärung an das gesamte westeuropäische Wertesystem, eine hochexplosive Bewährungsprobe für die Weltgemeinschaft.
Seither überschlagen sich die Meldungen und Ereignisse. Belastbare Nachrichten gibt es kaum noch, die Kriegsrhetorik kennt keine Ehrlichkeit. Bilder werden bearbeitet, gefakte Videos werden hochgeladen, die sozialen Medien verteilen in Sekundenschnelle Meldungen, deren Wahrheitsgehalt noch deutlich niedriger ist als der IQ von Ex-US-Präsident Donald Trump, der nach der russischen Invasion in den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine Putin noch als „genial“ und „sehr schlau“ lobte.
Seither erstrahlt der Globus in blau-gelb, den ukrainischen Landesfarben. Sympathiebekundungen aus aller Welt, mit Demonstrationen und Mahnwachen zeigen hunderttausende Menschen ihre Unterstützung für das angegriffene Volk. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Welt durch dieses Himmelfahrtskommando Putins und die irren Volksansprachen aus dem Kreml enger zusammenrückt. Gottseidank. Und gleichzeitig schade, dass es erst soweit kommen musste.
Wie lange wurden die Warnungen vor einer Aggression Russlands auch bei uns nur belächelt, wie oft Eigeninteressen vor Allgemeinwohl gestellt. Eine Scheinheiligkeit, die auch das politische Berlin und damit die gesamte Nation jetzt teuer bezahlen muss.
Aber Geld und Einschränkungen spielen aktuell eine untergeordnete Rolle. Es geht – wenn man diesen ganzen Irrsinn einmal weiterspinnt – nicht mehr nur um steigende Gas- und Benzinpreise, um dringend notwendige Waffenlieferungen in das Konfliktgebiet, um humanitäre Hilfen für die Bevölkerung und um Sanktionen gegen die Kriegsführer, sondern um unsere Zukunft. Um Frieden auf dem Globus. Um unser Wertesystem, die Freiheit der Menschen und unsere Grundrechte. All das nach zwei Jahren im Schatten von Corona und dem prophezeiten Zusammenbruch der Gesundheitssystem in aller Welt. Was für ein Wahnsinn!
„Wir sind entsetzt über Putins Angriffskrieg in der Ukraine – und verurteilen dies aufs Schärfste. Wir stehen solidarisch mit den Ukrainer*innen. Wir setzen uns ein für offene und sichere Fluchtwege nach Deutschland und eine schnelle Aufnahme von Geflohenen. Dafür stehen wir zusammen.
Gegen die Fassungslosigkeit und die Ohnmacht“, heißt es in einer Mitteilung des E.T.A.-Hoffmann-Theaters im Rahmen einer gemeinsamen Solidaritätsmahnwache der Bamberger Mahnwache Asyl, der Seebrücke Bamberg, der Amnesty Hochschulgruppe Bamberg und des ETA Hoffmann Theaters am auf dem Maxplatz. Ähnlich formulierten es auch politische Parteien, Oberbürgermeister Andreas Strake und Landrat Johann Kalb sowie viele Vertreter*innen des öffentlichen Lebens.
Was aber können wir in dieser für die deutsche Nachkriegsgenerationen unbekannten Situation Sinnvolles tun? Wir können beten und Farbe bekennen. Wir können Flagge zeigen, unser Profilbild mit einer weißen Taube versehen, wir können Kleider spenden und Geld überweisen. Aber ist das genug? Sicherlich nicht. Denn in dieser Ausnahmesituation müssen wir auch eingeschliffene persönliche Denkmuster in Frage stellen. Ja, wir müssen auch in Kauf nehmen, dass wir persönlich zur Kasse gebeten werden. Dass unsere Energierechnungen in die Höhe schnellen werden, dass Tanken immer mehr zur Mutprobe wird und wir auf das eine oder andere Luxusgut vorerst verzichten müssen. In diesem Fall hat es Schorschla eine große Bitte: Bitte nicht jammern! Denn aktuell sprechen gerade einmal 1.500 Kilometer von uns entfernt Waffen eine verheerende Sprache. Wir sind dagegen (noch) in Sicherheit, niemand kennt die irren Pläne von Wladimir Putin. Und nur, wenn wir jetzt alle solidarisch sind, nicht mehr daran denken, ob z.B. ein Abtrennen der russischen Banken vom Zahlungssystem Swift auch uns teuer zu stehen kommt, nur dann lässt sich dieser Wahnsinnige vielleicht noch stoppen. Der Preis für dieses Verbrechen an der Menschheit ist ohne Frage schon jetzt viel zu hoch und der Begriff Zeitenwende scheint leider nicht übertrieben. Hoffen und beten wir, dass dieser wunderbare „olympische Friede“ doch schnell wieder zurückkehrt. Wie schön wäre es doch, wenn am Aschermittwoch alles vorbei wäre …
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.