Durchhaltevermögen ist gefragt
Zu klein, zu blöd, zu unflexibel
Gerade in einer konzertreduzierten Lebensphase wie der aktuellen weckt eine Nachricht wie die vom Tod Michael Langs ganz besondere Erinnerungen. Der Name sagt Ihnen nichts? Das ist leicht zu erklären: Denn nicht die Person selbst, sondern ein von ihm organisiertes Festival hat diesem Mann Weltruhm beschert: Woodstock, ein, wenn nicht sogar der Meilenstein der Popgeschichte. Der Rest ist längst Kult: Mitte August 1969, drei Tage voller schlechter
Drogen, Regengüsse, Schlammschlachten, organisatorischer Pannen, schlechter Nahrungsversorgung und mit 400.000 Besuchern, die – anders als ursprünglich geplant – keinen Eintritt zahlen mussten, eine Zusammenkunft von Hippies, Studenten und Freigeistern, die zum Symbol für die Ideale der Liebes- und Friedensbewegung der späten Sechzigerjahre wurde. Einfach nur „Easy Rider“. Michael Lang wurde übrigens 77 Jahre alt.
Ok, Nachrufe sind nicht so das Ding vom Schorschla, aber in diesem Fall muss man auch mal eine Ausnahme machen. Woodstock, was für ein Name, 400.000 Menschen in einem kleinen Kaff im Nirgendwo, kein Abstand, keine Masken, keine Auflagen, kaum Gesetze: aus heutiger Sicht: DER WAHNSINN! Ein ganz anderer Wahnsinn spielt sich gerade in Australien ab. Dort kämpft der beste Tennisspieler der Welt, Novak Djokovic, gerade mit den Corona-Einreisebestimmungen Australiens. Ist sein Visa berechtigt, darf er das Staatsgebiet von Downunder als Nichtgeimpfter und angeblich Genesener betreten oder nicht, wie wird er vom Publikum empfangen, sofern er nächste Woche tatsächlich als Weltranglistenerster bei den Australien Open antreten darf. Es Schorschla beschäftigt nach den Meldungen vom Montag und der vorläufigen Entlassung von „Nole“ aus dem Quarantänehotel eine ganz andere Frage: „Wie kann ein Mann, der am 16.12.2021 nach Auskunft seiner Anwälte positiv auf das Coronavirus getestet wurde, am 17. und 18.12. Fans ohne Maske und Abstand umarmen und sich feiern lassen? Vielleicht gibt es auch hier Antworten von richterlicher Seite. Es bleibt spannend!
Der deutsch-österreichische Hollywoodstar und 007-Bösewicht Christoph Waltz sorgte diese Woche auch für Schlagzeilen. Markant und in seiner gewohnt offenen Art sorgte die Aussage „Querdenker sind asoziale Vollidioten“ doch für viel Medienpräsenz. Wirklich in Erinnerung geblieben ist dem Schorschla aber ein ganz anderes Statement. Bezugnehmend auf jammernde Promis in Pandemiezeiten, erklärte Waltz wörtlich: „Für mich ist es, solange ich gesund bin, nicht existenziell. Für viele andere ist es trotz Gesundheit, existenziell.“ Das ist wohl wahr und auch ein echtes Statement.
Ganz andere Probleme hat Tracey Scholes, 57, britische Busfahrerin. Sie kämpft mit den Tücken der Technik und verliert aufgrund ihrer Körpergröße von 1,52 Metern vielleicht sogar ihren Job. „Warum?“, fragen Sie sich. Scholes erklärt es im „Guardian“: „Als ich vor 34 Jahren als Busfahrerin angefangen habe, konnte ich alle Fahrzeuge im Depot fahren. Nun wurde die Position der Außenspiegel so verändert, dass ich sie nur noch benutzen kann, wenn ich mich weit nach hinten lehne. Dann hätten meine Füße aber keinen Kontakt mehr zu den Pedalen.“ Ein Kündigungsgrund? Gegen den Rauswurf von Scholes regt sich Widerstand: In einer Petition sprechen sich bisher mehr als 24 000 Menschen gegen die Kündigung aus, auch weil Scholes die erste weibliche Busfahrerin bei ihrem Arbeitgeber „Go North West“ war und es bis heute nur wenige Frauen in diesem Beruf gibt.
Vier Geschichten, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Was es Schorschla mit dieser Zusammenstellung zeigen möchte: Jeder von uns hat aktuell mit der Pandemie und seinem nur schwer planbaren Alltag zu kämpfen. Jammern, resignieren oder radikalisieren sind aber ganz schlechte Ratgeber. Es geht viel mehr um Kreativität, Durchhaltevermögen und vielleicht auch einen kleinen Schuss positivem Wahnsinn und Improvisationstalent. Welches zum Beispiel Michael Lang auszeichnete. Es Schorschla empfiehlt an dieser Stelle einen Blick in die legendäre Woodstock-Dokumentation. Beste Abendunterhaltung mit unvergesslichen Künstlern und Kulthit nonstop. Da freut man sich schon auf die vielen geplanten Sommer-Open-Airs – auch in unserer Region. Bleibt nur zu hoffen, dass diese dann auch 2022 wirklich über die Bühne gehen können!
PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.
st sicher